Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVA) war eine militärische Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die von 1936 bis 1945 in Peenemünde-Ost auf der Insel Usedom im heutigen Mecklenburg-Vorpommern existierte. Die HVA war vor allem für die Entwicklung der ersten funktionsfähigen Großrakete Aggregat 4 (A4) bekannt, die später als Vergeltungswaffe V2 eingesetzt wurde. Die A4 war die erste Rakete, die in den Grenzbereich zum Weltraum eindrang, und gilt daher als ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt.
Die HVA wurde von Walter Dornberger geleitet, der seit 1935 Chef der Raketenabteilung im Heereswaffenamt war. Der technische Leiter war Wernher von Braun, der später für die NASA die Saturn-V-Rakete für den Flug zum Mond konstruierte. Die HVA arbeitete eng mit der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West zusammen, die sich mit anderen Flugkörpern wie dem Marschflugkörper Fieseler Fi 103 (V1) befasste.
Die HVA war ein geheimes Sperrgebiet, das von der Zivilbevölkerung abgeschirmt war. In Karlshagen lebten die Mitarbeiter in einem eigens errichteten Wohnlager. Die HVA verfügte über mehrere Prüfstände, Werkstätten, Labore und Büros, die sich über ein großes Areal erstreckten. Auf einem Startplatz in der Nähe des Greifswalder Boddens wurden die Raketen schließlich abgefeuert. Deren Flugdaten wurden von einer Bunkerwarte aus überwacht und aufgezeichnet.
Die HVA war nicht nur ein Ort des technischen Fortschritts, sondern auch ein Ort des Leids und des Unrechts. Die Raketenentwicklung wurde mit dem Blut von Tausenden von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bezahlt, die unter unmenschlichen Bedingungen im Mittelwerk im Harz die Serienproduktion der A4 übernahmen. Die Raketen selbst forderten viele zivile Opfer, als sie gegen Ende des Krieges auf London, Antwerpen und andere Städte abgeschossen wurden. Die HVA war auch Ziel mehrerer alliierter Luftangriffe, die zahlreiche Tote und Verletzte unter den Mitarbeitern und Anwohnern verursachten.
Nach dem Krieg wurde die HVA von den sowjetischen Truppen besetzt und demontiert. Viele der deutschen Wissenschaftler und Ingenieure wurden in die USA oder in die Sowjetunion gebracht, wo sie an weiteren Raketenprojekten arbeiteten. Einige blieben in Deutschland und gründeten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Gebäude und Anlagen der HVA verfielen oder wurden anderweitig genutzt. Erst seit den 1990er Jahren gibt es Bemühungen, das historische Erbe der HVA zu bewahren und aufzuarbeiten. Das Historisch-Technische Museum Peenemünde befindet sich seit 1991 in der ehemaligen Bunkerwarte und dem Kraftwerk und informiert über die Geschichte der HVA und ihrer Opfer.
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